Nanga Parabat Expedition
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Expedition zum Nanga Parbat 8125 m (Pakistan) Juni/Juli 2008.
Karl Unterkircher, zusammen mit Walter Nones und Simon Kehrer, versucht über die berüchtigte "Rakhiotwand", auf einer noch nie begangenen Route, den Gipfels des Nanga Parbat 8125 m (Pakistan) zu erreichen.
  

24.05.2008
Die ursprünglich geplante Expedition am  Gasherbrum I ist leider geplatzt. China hat, insbesondere wegen der bevorstehenden Olympischen Spiele die programmierten Expeditionen und Trekkingtouren kurzfristig annulliert u.a. auch die Ital. Expedition zum Gasherbrum I.

Karl Unterkircher, Walter Nones und Daniele Bernasconi waren für dieses Unternehmen schon starbereit und hätten am 30. Mai losziehen müssen. „Das Heer – so Karl Unterkircher – hat den Befehl bekommen, alle Wege zum Basislager des Gasherbrums zu sperren. Aber gerade von der chinesischen Seite hätten wir starten müssen um die Nordwand des Gasherbrum I zu erreichen. Gleich haben wir uns gerührt um eine Sondergenehmigung zu bekommen, aber die Hoffnung war relativ gering. Es ist zuviel Geld im Spiel, als dass wir dieses Risiko aufnehmen um dann Ort und Stelle umkehren zu müssen“. Unterkircher, ein Mann der nicht so schnell aufgibt, hat daher nach einer Alternative gesucht und auch gefunden. Zusammen mit Walter Nones und Simon Kehrer (Daniele Bernasconi hat sich zurückgezogen) will er versuchen über die berüchtigte Rakhiotwand (s.Foto), auf einer noch nie begangenen Route, den Gipfel zu erreichen.

Dieser Berg liegt nur auf Pakistanischer Seite und Karl Unterkircher hat die entsprechende Erlaubnis bereits erhalten. Starttermin ist der 7. Juni in Mailand.

Freunde und Fans von Karl, besucht des öfteren diese Website,  wir werden Euch auf dem Laufenden halten.

   
5. Bericht - Basislager, 13.07.2008

Es ist der 13. Juli, ich liege in meinem Zelt und versuche ein Buch zu lesen. Aber ich kann mich nicht konzentrieren denn wie besessen haftet der Gedanke an diese Wand, diese Rakhiot Wand. Diese verwunschene zerklüftete Eiswand mit den vielen Gletscherspalten. Sie liegt genau in der Mitte und hindert unseren Aufstieg.

Als wir vor einem Monat am Basislager ankamen hat mir die Rakhiot Wand Furcht eingeflößt. Auf den Fotos hingegen, möchte man meinen, dass sie aus der Märchenwelt stammt.

Von „Fairy Meadows“ aus gesehen, ragt sie in voller Majestät für 3 Km gegen den Himmel zu. Mindestens 9 Km Steilwand trennen den Gipfel des Ganalo Peak im Westen mit dem Rakhiot Gipfel im Osten.

  

Angst und Kopfzerbrechen bereiten mir aber die Eisklumpen, die sich ständig von der zerklüfteten Eiswand lösen. Sicher verursacht diese Wand schon seit Jahrzehnten Angst und Zittern im ganzen Tal und fordert die Einheimischen zu Respekt und Heiligkeit auf. Diese trotzige Teufelswand lies mich schon am ersten Tag unserer Ankunft nicht in Ruhe, sie macht mich unschlüssig und skeptisch.
Es ist wahrhaftig eine gefährliche Mission!
Wahrscheinlich werden wir die Wand überfallen wie die Frontkämpfer im ersten Weltkrieg. Aber statt mit Waffen, sind wir mit Pickel und Steigeisen ausgerüstet. Wir müssen mit großer Vorsicht vorgehen und die weniger gefährliche Linie verfolgen; jene die wir übrigens bereits zuhause studiert und bestimmt haben. Schon seit einer Woche beobachten wir täglich jede Veränderung. Sie scheint uns den Weg zum mittleren Pfeiler verweigern zu wollen. Wie wir den Aufstieg wohl in Angriff nehmen werden, bleibt wohl ein Rätsel. Sie könnte uns auch zur Umkehr zwingen. Seit unserer Rückkehr vom Chongra Gipfel sind wir wieder zu Kräften gekommen, die Angriffslust wächst. Optimismus und Zuversicht stimmen uns positiv. Vor vier Tagen haben wir einen Teil unserer Ausrüstung auf die Gletschermoräne unterhalb des Berges gebracht. Es sind immerhin 500 m Höhenunterschied bis dorthin und wir wollen für den 1. Tag unsere Energiereserven sparen. Trotz der eindeutigen Gefahren sind auch Walter und Simon motiviert und überzeugt den Berg zu bezwingen. In meinem Verantwortungsbewusstsein empfinde ich so etwas wie Furcht, ich denke oft an zu Hause, an meine Lieben. Das Beste um sicher zu gehen und Unvorhergesehenes zu verhindern, wäre natürlich vom diesem Projekt auszusteigen. Einige Tage vor der Abreise zu dieser Expedition bin ich beim Verlassen eines Kaffees über eine Blumenvase gestolpert. Sie lag auf dem Bordstein einer niedrigen Mauer und diente als Abtrennung zur Hauptstrasse. Ich hatte nur die Sandalen an und kippte vornüber. Mein Knie schlug hart auf das Asphalt und bereitete mir höllische Schmerzen. Ich stand wieder auf und begann etwas humpelnd weiterzugehen. Ich spürte, dass das Knie noch heil war. Ein Wagen hätte mich in diesem Moment leicht überfahren können. Der Barist, ein guter Freund von mir, kam schnell auf mich zu und fragte nach meinem Befinden. Ich war außer Atem, ich konnte nicht mehr sprechen. Wahrscheinlich hat er sich gedacht: „er will 8000er besteigen und kann nicht mal auf 1500 m stehen“ Aber das Schicksal hat es so gewollt, dass ich nicht überfahren wurde und deswegen stehe ich jetzt unterhalb dieser riesigen Rakhiot Wand.
Bis jetzt ist alles planmäßig verlaufen und wir werden uns deshalb auch nicht zurückziehen. Morgen früh werden wir aufbrechen, zuerst die Moräne hochsteigend. Der Rucksack wird etwas schwer sein, zudem müssen wir unsere Skier tragen. Dann werden wir warten bis es Dunkel wird, tagsüber ist es zu heiß. Wenn es nicht bewölkt ist, dürfte uns der Mond etwas helfen. Die mittlere, zerklüftete Eiswand muss dann „brav“ sein für 8 bis 10 Stunden, wir werden doch nicht zuviel verlangen? Über eine Schneerippe werden wir dann zum Felsen kommen. Dieser dürfte keine Probleme bereiten. Wenn wir dann am Dienstag über „unsere“ mittlere Eiswand stehen, haben wir es geschafft. Dann sind wir dran. Dann müssen wir die Wand mit Ausdauer und Geschicklichkeit hochklettern. Und wenn wir die Hochebene erreicht haben, dann zielen wir dem Gipfel zu. Wir haben Essvorräte und Gas zum Schneeschmelzen für mindestens 5 Tage….hoffentlich reicht das aus. Die Abfahrt mit den Skiern ist auf der Hermann Buhl Route vom Jahre 1953 geplant. Unser Begleitoffizier schlägt uns vor über die „normale“ Diamir Wand abzufahren. „Wer weiß“ habe ich ihm geantwortet, „alles hängt von vielen Faktoren ab“. Inshallah!! (wie Gott will).

Herzliche Grüße von Karl Unterkircher, Waler Nones und Simon Kehrer

   
   
4. Bericht - Basislager, 05.07.2008

Am Morgen des 3.07.08 um 9.20 Uhr erreichen wir den Chongra Hauptgipfel, 6830 m hoch. Wer weiß ob jemand schon vor uns da war, Ich gehe davon aus, dass das sicherlich nicht zutrifft und wennschon, dann sicherlich nicht über die Westkante. Ich frage auch Marteen, unseren Begleitoffizier, danach, aber er kann mir keine Antwort geben.

Dieser Aufstieg war ein persönlicher Entschluss, um uns weiter zu akklimatisieren.

Am 1. Juli ziehen wir Basislager los. Zuerst müssen wir 200 m zur Rakhiot Gletschermoräne berabsteigen. Unsere Rucksäcke sind schwer. Neben der üblichen Gletscherausrüstung haen wir noch ein Zelt, einen Schlafsack und kleinen Gasherd mit dabei. Das Proviant dürfte für mehrere Tage ausreichen. Diesmal sind wir aber ohne Skier unterwegs, sie wären nutzlos.

  

Die Durchquerung des Gletschers ist nicht anspruchsvoll. Wir erreichen die andere Seite in relativ kurzer Zeit. Nach einem Aufstieg von 500 m auf einem halb Stein- halb Eisgrat, kommen an einem Hochplateau an. Die Route, die wir ausgewählt haben geht weiter über ein angelehntes, mit brüchigem Gestein versehener Grat. Nichtahnend wie es weiter gehen soll, klettert jeder von uns die senkrecht Wand hoch. Es dauert nicht lange und wir können uns gegenseitig nicht sehen, bedingt durch eine dazwischenlegende Kante. Oben angekommen staunen wir aber nicht wenig als wir merken, dass uns max. 5 Meter voneinander trennen. Die Wand war bröckelig und versehen mit gefährlich losen Granitplatten.
Die dünne Luft und der schwere Rucksack geben uns zu schaffen. Wir sind schon 10 Stunden unterwegs. Endlich haben wir diese lästige, labile Wand hinter uns, die jetzt sanft auf dem Gletscher ausläuft, einer von den vielen die vom westlichen Chongragrat herunterkommt. Es ist schon spät am Nachmittag und die Sonne strahlt unerbärmlich ihre letzte Kraft auf unsere Köpfe. Kein Wind, nichts was uns erfrischen könnte. Der Schnee am Gletscher ist nass, so nass, dass wir nur mit einsinkenden Schritten vorwärts kommen. Kurz danach erreichen wir eine Hochebene auf 5700 m. Hier entschließen wir uns das Zelt aufzustellen. Es war ein harter Tag. Am darauffolgenden Tag nehmen wir den westlichen Ausläufer unseres Berges in Angriff. Wir sind früh auf den Beinen, aber die Sonne erreicht uns bald und so gesehen verspricht der Tag wie im Bilderbuch zu werden. Aber die Hitze ist bald unerträglich geworden. Nachdem wir zwei steile Rampen überwältigt haben, hindert uns der morsche Schnee am Weitergehen. Für ein paar 100 Schritte brauchen wir Stunden. Um die Mittagszeit entschließen wir uns auf 6400 m. unter einem Felsvorsprung zu zelten. Ich werfe meinen Schlafsack auf das Zelt um im Inneren Schatten zu bewirken. Noch immer prallt die Sonne auf uns nieder und es weht kein Wind. Wir schmelzen Schnee mit dem Gaskocher und stellen ihn in der Mitte des Zeltes. Die Pfanne haben wir mittels einer Schnur festgebunden, damit sie sicherheitshalber nicht umkippen kann. Wir essen etwas Studentenfutter (Rosinen, Haselnüsse) und ruhen aus. Dann kommt die Nacht. Dr Himmel ist mit Sternen bedeckt wie nirgendwo, auch die Milchstrasse können wir erkennen. Am Tag darauf stehen wir früh auf. Ich fühle mich nicht ganz wohl. Ich spüre etwas im Magen, habe etwas Brechreiz. Die Höhe macht mir zu schaffen. Es ist auch kalt. Wir haben noch nicht das Zelt abgebaut, da steigt schon die Sonne hoch. So spurten wir los, am Anfang noch schnell, da die Schnee-Eis Oberfläche uns gut trägt, aber weiter oben sinken wir wieder bis zu den Knien und dann bis zur Hüfte. Wir fragen uns, wie kann denn nur der Schnee auf diesem steilen Gelände haften bleiben? Die Distanz bis zum Gipfel ist zwar nicht mehr lang, aber der pulvrige Schnee zwingt uns eine kleine Galerie auszuschaufeln. Endlich, nach über 4 Stunden, überwältigen wir die letzten Felsstufen und langen um 9.20 Uhr an. Der Chongra Gipfel gehört uns! Der Ausblick ist umwerfend. Richtung Norden, ausgehend von der riesigen Rakoposhi Berggruppe erkennt man alle mehr oder weniger berühmten Gipfel. Klar erkenntlich sind die 7000tausender der Batura Gruppe, die Lathok Türme und die Kolosse des Karakorums wie K2, Broad Pea, Gasherbrum u.a.m.). Wir bleiben nicht lange oben, etwa eine Stunde. Der wunderschöne Tag beginnt langsam wieder unausstehlich zu werden, die Luft ist eine wahre Brodelpfanne und wir müssen noch mehr als 3000 m Höhenunterschied machen. Wir entscheiden uns über den südlichen Grat abzusteigen, von der oberen in die darunterliegende Gletscherkante. Unter uns zerklüftete Eiswände, sie erinnern uns an hungrige Krokodile die das Maul aufsperren. Die Sonne, diese erbärmliche Sonne hat uns ganz ausgelaugt und wir haben nichts mehr zu trinken. Eigentlich könnten wir anhalten und Schnee schmelzen, aber wir sind alle der gleichen Meinung: weitergehen. Zum Glück hatten wir während des Hochgehens den Abstieg näher erkundet, so dass wir ohne große Hindernisse gegen Abend das Basislager erreichen. Wir sind total erschöpft.

http://it.youtube.com/watch?v=PtYca7t_Vmg

Herzliche Grüße von Karl Unterkircher, Waler Nones und Simon Keher

   
   
3. Bericht - Basislager, 28.06.2008

Unser Hunger und Durst sind unersättlich, wir essen bis zu 4 Mal am Tag und trinken andauernd. Wir versuchen, auch wenn wir über keine große Auswahl verfügen, den Speiseplan phantasiereich zu gestalten, damit er nicht langweilig wird. Ich jedenfalls wiege sicher ein paar Kilo weniger, wenn ich mich genauer betaste. Meine Armmuskeln sind leicht eingeschrumpft und gleichen eher einem Pudding.

Wir kommen zurück von einem Zwischenlager, wo wir uns länger aufgehalten haben zwecks Akklimatisation. Es ist jedes Mal das gleiche. Meine Höhenkrise liegt auf 4000 – 5000 m Höhe (hier fühle ich mich schlapp, habe Brechreize, bin müde nach einer jeden kleinen Bewegung, so dass ich mich manchmal wirklich frage, wie ich wohl den Gipfel erreichen werde?).

  

Dies klingt zwar rätselhaft aber es ist wahr! Wir haben noch immer schönes Wetter, ab und zu kleine Nachmittagsgewitter erfrischen ein wenig die Luft. Ich wünschte mir, es gäbe bald einen Wetterumschwung, damit die Aussichten größer sind den Gipfel bei schönem Wetter zu erreichen. An den Tagen wo wir uns entspannen, wächst der Wunsch des Hochsteigens, insbesondere am Abend wenn die Sonne untergeht. Dann gleicht das Basislager einem Amphitheater von Gletschern mit dem Gipfel Nanga Parbat, der golden aufleuchtet. Die Tage sind viel zu schön und warm, dies gilt auch für die Eiswand Rakhiot. Ich frage mich warum sie Rakhiot genannt wird, wo die Einheimischen sie doch Raikhot heißen? Für den nächsten Tag entscheiden wir uns einen neuen Gipfel zu erkunden. An diesem Abend lege ich mich ungewohnt früh zum Schlafen hin. Ich krieche in meinem Schlafsack, welcher auf einer kleinen Matratze liegt zugedeckt mit einem kleinen Teppich, den ich in Islamabad erstanden habe. Ich schlafe schnell ein und beginne zu träumen, aber… ich werde durch einen aufsteigenden Wind geweckt, werde wieder hellwach, während ich zu meiner Lampe stiere! Wir sind hier für eine „Mission“…diese Wand…diese wild zerklüftete Eiswand und dazu noch genau in der Mitte des Berges…sie geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Dafür brauchen wir mindestens 10-12 Stunden. Ich frage mich ob es unnützliche Stunden sein werden, Stunden die uns den Aufstieg verweigern werden? Ich versuche wieder einzuschlafen, aber meine Gedanken sind verzerrt und konfus durch die vielen Fragen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Eiswand genau während unseres Hochsteigens loslöst ist minimal…sicher, sie ist keine russische Roulette. Aber, man darf nie nein sagen! Wir sind geboren und eines Tages werden wir sterben. Dazwischen liegt das Leben! Ich nenne es das Geheimnis, niemand von uns besitzt den Schlüssel dafür. Das Leben liegt in Gottes Hand…und wenn er uns ruft…dann müssen wir gehen. Ich bin mir bewusst, dass die breite Öffentlichkeit nicht meine Meinung teilt, denn sollten wir wirklich nicht mehr zurückkehren, würden viele sagen: „was haben sie denn dort nur gesucht…? Wer hat sie dort hingetrieben…? Aber eine Sache steht fest, wer keinen Kontakt mit dem Berg findet, wird es auch nie erfahren. Der Berg ruft!
Den nächsten Tag stehen wir früh auf, es ist 5 Uhr. Auch Olam, unser Koch ist bereits auf den Beinen um Wasser aufzustellen und um uns warme Chapati (indisches Fladenbrot) zu servieren. Diesmal ist der Magen nicht voll gestopft und wir erreichen in weniger als 5 Stunden das Hochlager. Es liegt auf einem wunderschönen Felsvorsprung auf 5200 m Höhe.
http://it.youtube.com/watch?v=bnWMrwp194g

Der Platz ist sicher von jeglicher Eis-Entladung, einzige Ausnahme könnte der Blitz sein…es wäre nicht das erste Mal. Hier verbringen wir die Nacht und stehen am nächsten Tag wieder früh auf. Es war eine unruhige Nacht, ständig wurden wir von herabfallenden Eisklumpen geweckt. Aber das ist nichts Neues, das Eis bewegt sich in einer beeindruckenden Geschwindigkeit.
Wir bauen das Zelt ab und nehmen es mit, um es dann weiter oben wieder aufzustellen. Ein jeder von uns trägt ein ca. 20 Kg schwerer Rucksack. Davor müssen wir uns aber abseilen für ca. 60 Meter, dann fassen wir wieder Fuß auf dem Gletscher. Wir finden gute Schneebedingungen und steigen den Hang hoch mit den Skiern auf unseren Schultern. Nachdem wir die letzte hartnäckige Eisstufe überwältigt haben, erreichen wir eine Hochebene, die den Nanga Parbat von den Chongra Gipfeln teilt. Es ist unglaublich heiß, die Sonne begleitet uns immerhin schon seit dem Aufstieg. Endlich finden wir eine geeignete Stelle um unser Zelt aufzustellen. Wir sind auf 5900 Meter, außerhalb der Lawinengefahr. Wir beeilen uns das Zelt aufzustellen, da ein Gewitter herannaht. Das Klima, davor noch tropisch-heiß ist jetzt in wenigen Minuten eiskalt. Im Inneren des Zeltes erwärmen wir uns mittels der Gasflamme und stellen Wasser auf für einen guten Tee. Dafür haben wir Eiszapfen verwendet, die über unser Zelt hängen. Gegen Abend verlässt uns das Gewitter und der Himmel klärt sich auf. Die Sonne geht bald unter, wir sehen sie horizontal von unserem Zelt. Wir verbringen unbeschreiblich schöne Momente, die Sonnenstrahlen werden von den Wolken und vom Schnee reflektiert und bilden ein Reigen von flammenden Farben. Wir teilen uns noch etwas Grana (Käse), Speck und hartes Brot; der Hunger ist da….eigentlich ein gutes Zeichen.
Am Morgen des darauf folgenden Tages, schlüpfen wir aus unseren Schlafsäcken, trinken etwas aus unseren Thermos und steigen langsam unserem Ziel hoch, dem Süd Chongra (6448 m).
http://it.youtube.com/watch?v=M58b3YgaFWU

Etwas weiter oben schnallen wir die Skier an und touren unserem Gipfel zu. Der letzte Teil ragt wieder steil dem Himmel zu und wir müssen ihn daher, über eine Kante, zu Fuß erreichen. Um 10 Uhr sind wir oben. In östlicher Richtung, zwischen den Wolken, erkennen wir den K2. Wir erkunden die Abfahrt des Nanga Parbat, vom berühmten silbernen Hügel aus, wie er von den deutschen Expeditionen genannt wurde, und.. hurra…die Abfahrt mit den Skiern ist möglich. Wir gehen zurück zu unserem Zelt und fahren hinunter mit den Skiern (ist immerhin ein Abenteuer mit den Bergschuhen) und kommen um die Mittagszeit zu unserem ursprünglichen Platz zurück. Wir entscheiden aber wieder zum Basis Lager zurückzukehren, auch wenn die Sonne mittlerweile die Oberfläche des Schnees aufgeweicht hat. Wir lassen das Zelt zurück und fixieren es noch besser. Bei unserer Rückkehr vom Nanga Parbat wird es sicherlich wieder von Nutzen sein. Die Skier führen uns schnell hinunter, wir wedeln zwischen den tückischen Eisschluchten und erreichen bald einen nach oben führenden Felsvorsprung. Wir legen eine kurze Pause ein um „unsere Säule“ auf der Raikhot Wand zu bewundern und entscheiden uns für eine Variantenabfahrt um sie von der Nähe zu betrachten. Während wir uns vorsichtig heranmachen, löst sich von oben ein Eisblock der eine Lawine auslöst. Sie scheint nicht groß zu sein, aber je mehr sie sich dem Tal nähert umso mehr nimmt sie an Volumen an und gibt uns zu verstehen dass dies kein Scherz ist. Ich sage zu Walter, dass er filmen soll, von 3000 m Höhenunterschied braucht sie ca. 2 Minuten um die Talsohle zu erreichen. Wir sind verwundert und fasziniert vom Ausmaß dieser Lawine die auf 7500 m explodierte. Sie hat indes das Tal erreicht, aber sie schreitet weiter voran..., wächst und wächst und scheint uns einholen zu wollen. Langsam werden wir nervös, aber ich will mir diese Szene nicht entgehen lassen. Ich hatte schon mal die Gelegenheit in erster Person diesem Schauspiel beizustehen, inmitten dieser weißen Masse, die Milliarden von Schnee- und Eisparzellen enthält, und dich innerhalb von wenigen Sekunden mit ein paar Zentimetern zudeckt, gefolgt einem ungeheuer starken Windstoß. Es erinnert mich an die Poebene im Winter wenn sich ein Frontgewitter entlädt. Nach einigen Minuten löst sich der Nebel auf und zergeht ins Nichts, während wir mit einer weißen und kalten Staubschicht zugedeckt sind.
http://it.youtube.com/watch?v=G1C4iAjahT4

Am Abend erreichen wir das Basislager, wo wir für die nächsten Tage auszuruhen gedenken um wieder zu Kraft zu kommen. Vor allem wollen wir aber wieder unseren Hunger stillen.

Herzliche Grüße von Karl Unterkircher, Waler Nones und Simon Keher

   
   
2. Bericht - Basislager, 18.06.2008

Karl Unterkircher, Walter Nones und Simon Kehrer berichten aus dem Basislager. Diesmal sind ein paar Filme zu sehen mit link zu YouTube. Vorerst in italienisch. Karl will aber demnächst auch Filme mit deutschem Kommentar zuschicken.

 

Wir zelten nun schon seit einigen Tagen am Basislager von Nanga Parbat auf ca. 4000 m Höhe. Das Basislager befindet sich zwischen zwei Gletscherzungen. Insgesamt haben wir 2 Tage dafür gebraucht, zuerst über Chilas auf exponierten gefährlichen Passtrassen bis nach Jail und dann abschließend ein 2 stündiger Fussmarsch.
http://it.youtube.com/watch?v=FOR5d4DTQkI

  

Die Landschaft rundherum ist einzigartig. Das Lager liegt oberhalb der Eismoräne zwischen Fichtenwäldern, mittlerweile auch für die einheimischen Touristen als „Fairy Meadows“ bekannt, was so gut wie Fabelwiesen bedeutet. Unser Berg liegt genau vor uns, eine 3000 m hohe, steile Eiswand. Walter, Simon und ich sind von der Majestät des Nanga Parbats beeindruckt. Zugegeben, wir empfinden  für diesen Berg eine tiefe Würde, gleichzeitig steigt aber auch die Angst vor ihm auf und bewirkt dass wir ihn mit vollem Respekt bewundern.
http://it.youtube.com/watch?v=KzifxCI5pgk

Wir steigen in einem typischen netten Holzhaus ab und begeben uns am Abend zum Speisesaal. An den Wänden hängen Fotos von bekannten Extrembergsteigern so z.B. Willy Merkl und Hermann Buhl u.a.m. Am darauf folgenden Tag erreichen wir in ein paar  Stunden unser jetziges Basislager. Es ist ein wunderschöner Platz. Tausende verschiedenster Blumen sprießen aus dem saftigen Grün und überall schnellen fette Murmeltiere an uns vorbei. Der belebende Duft der Gräser und das süße Zwitschern fremdartiger Vögel untermalen die ganze Landschaft. Ein historisches Basislager, wo bereits seit mehr als ein halbes Jahrhundert zurück, deutsche Expeditionen campiert haben. Jetzt sind wir aber alleine, fährt Karl fort, niemand ist da…und das sagt schon alles: niemand wagt es von dieser Seite den Nanga Parbat in Angriff zu nehmen. Fest steht, dass wir sicher nicht ein leichtes Unternehmen ausgesucht haben. Die mittlere eisige Säule, gleich zu Beginn des Hochkletterns, bereitet uns Kopfschmerzen. Mit dem Fernglas suchen wir nach einer Aufsteigmöglichkeit ab und finden sie auch. Also kann sie doch überwunden werden.  Fest steht aber, dass wir uns vor diesem Versuch noch gut akklimatisieren müssen. Täglich rumpeln Eisklumpen und Schneelawinen herunter…es ist sehr warm.
Nach einigen Tagen beschließen wir die Gletscherroute von Hermann Buhl hochzuklettern und ein Zelt auf einem Felsausläufer, auf 5200 m aufzustellen.
http://it.youtube.com/watch?v=YcMqX8NC_cM

Wir erkunden somit jene Strecke, die uns zum Schluss der Expedition als geplante Ski-Abfahrt dienen wird. Unsere Rucksäcke sind sehr schwer, es liegt noch sehr viel Schnee auf dem Gletscher. Nur gut, dass wir die Skier mitgenommen haben, die unser Aufsteigen erleichtern und uns abschließend ein vergnügtes Abfahren beschert.
http://it.youtube.com/watch?v=ZXWOx2BjonI

Herzliche Grüße von Karl Unterkircher & Co.
   
   
1. Bericht - 11.06.2008

Pünktlich landen wir am Flughafen von Islamabad.
Nachdem Walter, Simon und ich, sämtliches Gepäck eingesammelt haben, passieren wir den Zoll ohne kontrolliert zu werden. werden.

In der Halle wartet Marteen schon auf uns, unser Pakistanische-Urdu Führer, der uns als Verbindungsoffizier zugeteilt wurde. Marteen erzählt uns, dass er bereits seit gestern auf uns warte. Wahrscheinlich ein Kommunikations-Missverständnis.

Aber eigentlich hatten wir doch noch Glück, wenn wir an unseren Abfahrtstag zurückdenken. Wir erhielten genau 3 Stunden vor dem Abflug in Mailand unsere Pässe mit dem Pakistanischen Visum zurück. Diese lagen zwar schon seit Wochen in Rom auf der Pakistanischen Botschaft, wurden uns aber wegen der üblichen bürokratischen Belange, aus welchen Gründen auch immer, nicht zugestellt.
  

Mit dem Wagen fahren wir zum Hotel, es ist mittlerweile 4 Uhr Früh. Todmüde schlafen wir durch bis 14.00 Uhr. Es ist nicht so warm, wie wir es erwartet hätten, ich persönlich war auf 40° Hitze vorbereitet…., das wäre wunderschön gewesen, ich liebe nämlich die Wärme. Am Abend sind wir dann in die Supermarktzone hineingeschlendert, die sich F6 nennt, wo sich auch ein italienisches Restaurant mit Namen „Luna Caprese“ befindet. Es handelt sich um jenes Restaurant, wo vor ein paar Monaten eine Bombe explodierte und die Medien davon berichteten, aber so gesehen merken wir eigentlich nichts davon. Wir werden unterrichtet, dass es sich um einen simplen Knallfrosch handelte...aber, – so schreibt Karl weiter – wir gehen trotzdem hinein.  Es ist außerdem das einzige Restaurant in Islamabad wo man Pizza bekommt und dazu ein gutes Bier trinken kann.
Für den nächsten Tag haben wir ein Treffen im Hotel mit unserer Agentur vereinbart. Wir werden zu einer Kurzbesprechung im Pakistanischen Alpin-Club eingeladen. Hier teilt uns der Leiter, Herr Tarik Sadici mit, dass die offizielle Genehmigung für die Besteigung des Nanga Parbat’s, seitens des Tourismusministerums, noch nicht ausgestellt wurde. Wir könnten uns aber trotzdem schon auf dem Weg zum Basislager machen und bis auf 6500 m klettern um uns zu akklimatisieren. Er legt uns aber zu Herzen, den Lagerplatz unbedingt sauber zu halten. Er sei wunderschön dort, auch die Engel würden dort zuweilen vorbeigehen. Er überreicht uns ein Informationsbuch über das Verhalten zum Naturschutz, das „Karakorum Trust“ heißt. Es ist Teil eines Projektes welches unterstützt wird von Agostino da Polenza Präsident des Italienischen EV-K2-CNR Komitees. Danach werden wir gebeten Euro 4000 Kaution an das Büro „Askari Aviation“ zu hinterlegen, falls wir den Einsatz des Helikopters brauchen sollten. Marteen erzählt mir zwischendurch, dass er im Jahre 2005 zusammen mit Reinhold Messner im Diamirtal war. Hier hat er dann auch den berüchtigten Schuh mit dem Socken und einige Gebeine des Bruders Günter gefunden hat, der auf tragische Weise in den 70er Jahren bei der Durchquerung der Rupal-Diamir Wand spurlos verschwunden war.

Mittlerweile ist alles für den Aufbruch zum Basislager bereit. Am Tag darauf stehen wir um 5 Uhr auf, denn es erwartet uns eine 12stündige Busfahrt, über das Karakorum Highway, nach Chilas.
   

 

 
Val Gardena