K2 Expedition
Mount Everest  |  K2  |  Genyen  |  Jasemba  |  Gasherbrum II  |  Nanga Parbat

Wir sind auf 8.400 Metern, nachdem wir den ganzen Tag schon unterwegs waren, am längsten hielten wir uns am Flaschenhals auf. Die Schneemassen und die technischen Schwierigkeiten machten uns dort zu schaffen. Das Wetter ist schön, es ist aber sehr kalt. Silvio Mondinelli nimmt das Satellitentelefon in die Hand und ruft den Expeditionsleiter an. Ich denke, dass kann doch nicht war sein, hier auf dieser Höhe. Von meinem Ehrgeist getrieben gehe ich im Schneckentempo weiter. Silvio kommt nach, ich trete die Spur voraus, man bricht aber nur mehr leicht in die Schneeoberfläche ein. Meter für Meter kämpfe ich mich nach vorne, meine Freunde bleiben immer mehr hinter mir. Nein, es ist kein Wettlauf, das wichtigste ist sparsam zum Gipfel zu gelangen. Mir wird jetzt klar, dass ich dem Gipfel immer näher rücke. Es ist schon 4 Uhr Nachmittag und ich raste ein wenig auf meinen Stöcken. Ich nehme meine Filmkamera in die Hand, um diesen Moment zu verewigen und drehe eine Aufnahme nach unten. Die Landschaft ist unbeschreibbar, ich komme mir wie ein fliegender Engel vor. Langsam kommt auch Silvio nach, aber nur sehr mühsam und er rastet immer wieder.

Mit Sicherheit hat er am Flaschenhals die größten Strapazen geleistet um voran zu kommen, und das spürt er jetzt. Ich nehme die Schöpfung Gottes mit meiner Filmkamera von hier aus auf, dabei denke ich an meinem Freund Leo, der Journalist und Regisseur ist. Er erklärte mir zuhause noch vor dem Aufbruch wie man die Gipfelaufnahmen dreht. Diesen Augenblick von hier oben werde ich nie vergessen: die scharfe Gratkante, die zum Gipfel emporzieht und die unterschiedlich glitzernden Schneekristalle. Bewirkt auch von einigen Schattierungen, weil die Sonne den höchsten Punkt des Horizonts schon längst verlassen hat. Es ist kaum zu glauben, aber vor mir bis zum Gipfel ist der Schnee unberührt. Seit drei Jahren ist keiner mehr am Gipfel gestanden. Ich setze meine Fußbewegungen fort und fühle mich zum zweiten Mal in nur zwei Monaten wie im siebten Himmel. Ich bin nicht mehr aufzuhalten, das Geräusch meiner Tritte in dieser stillen Einsamkeit lassen meine Gänsehaut spüren. Ich konzentriere mich darauf, meine Atmungen besser durchzuführen, meine Freude ist unbeschreiblich. Ich kann die gegenüberliegende Seite des Berges schon erkennen. Die Gipfelfläche ist groß aber ziemlich schräg. Ganz kurz kann ich auch die Moräne des Basislagers sehen, aber leider kein Zelt, kein Mensch, sie sind zu weit entfernt.

Ich will den höchsten Punkt noch tasten, aber mit Vorsicht, denn ich weiß nicht wie groß die Wechte ist. Ich stehe am Gipfel des K2. Ich setze mich am Gipfel für einen Augenblick nieder, am liebsten würde ich vor Freude schreien, da kommt schon Silvio nach. Es weht ein kalter Nordwind aber trotzdem will ich diesem Moment wieder filmen. Auch er ist überglücklich und wir umarmen uns. Nach ein paar Fotos nimmt Silvio sein Satellitentelefon in die Hand und ruft den Expeditionsleiter Agostino an, um die erfreuliche Nachricht anzukündigen: „È vetta! Siamo arrivati in cima...“ schreit er durch das Telefon. Es dauert nicht Lange, dass auch Michele, Walter und Ugo bis zum Gipfel nachkommen. Unsere Hilfsmannschaft aus dem Pakistan beginnt am Basislager zu tanzen und zu feiern. Der Staatsoffizier aber warnt die Leute sich ein wenig zurückzuhalten, denn die meisten verunglückten Bergsteiger am K2 sind beim Abstieg um Leben gekommen. Wir sind mit etwas Mühe heil wieder zum Basislager zurückgekehrt.“

 

 
Val Gardena